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Astride Schlaefli ist eine vielseitige Künstlerin, die hauptsächlich als Komponistin und Regisseurin arbeitet. Parallel zu ihrem Diplom in Kunst und Musikpädagogik an der Universität Bern absolvierte sie eine Klavier- und Musiktheaterausbildung an der HKB (Hochschule der Künste Bern) mit Schwerpunkt auf zeitgenössischer Kammermusik und instrumentalem Theater. Sie vertiefte ihre Ausbildung an der UDK (Universität der Künste Berlin) bei Georges Aperghis, Ruedi Häusermann, Vinko Globokar, Cesar Brie, Maria Elena Amos und Jürg Kienberger. Zudem erwarb sie Kenntnisse in Ton- und Filmschnitt und studierte Komposition bei Georges Aperghis und Xavier Dayer an der HKB Bern.

2006 gründete sie das COLLECTIF BARBARE, unter dessen Label sie Musiktheaterproduktionen, Performances und Installationen realisiert. Ihre Arbeiten finden sowohl in Innenräumen als auch im öffentlichen Raum statt und wurden in der Schweiz, Deutschland, Frankreich, Ungarn, der Türkei, Armenien, den USA und Argentinien präsentiert.

Ein Teil dieser Projekte ist partizipativ und fördert die intergenerationelle und kulturelle Durchmischung. Sie bringen Senioren, Jugendliche, unbegleitete minderjährige Asylsuchende und Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen auf Augenhöhe zusammen und ermöglichen eine gleichberechtigte Teilnahme.

Ihre Arbeit ist von Musik, Klang und Poesie geprägt und schafft Raum für Humor sowie für eigensinnige Bilder und Situationen. Dies gilt insbesondere auch für sozial oder politisch geprägte Projekte wie LES ENFANTS DE BARBARIE (über die Verfolgung der Jenischen in der Schweiz, 2008) oder LES PARADIS BARBARES (2009). Zudem entstanden in Zusammenarbeit mit unbegleiteten minderjährigen Asylsuchenden die Projekte WINTERREISE (2019) und L’INVITATION (2023–2024).

Darüber hinaus setzte sich DAS GROSSE HEFT (2017–2022) mit der Kindheit im Krieg auseinander, während DER HIMMEL BRENNT (2023) eine feministische Perspektive auf den Krieg – insbesondere mit Blick auf den Krieg in der Ukraine – eröffnete. WIE DIE FLIEGEN (2025) befasst sich mit dem Thema Femizid.

In ihrer Arbeit kombiniert sie häufig live gespielte Musik mit vorproduziertem Klang- und Videomaterial. Ihre Vorliebe für technisch anspruchsvolle und radikale Konzepte zeigt sich besonders in Produktionen wie REVOXA TALE OF PHANTOMS (2019–2022) und DER KRIEG MIT DEN MOLCHEN (2023), die beide mit 3D-Audio und automatisierten Objekten ohne Live-Performer realisiert wurden.

Auch frühere Werke spiegeln diesen experimentellen Ansatz wider: CRESCENDO (Komposition für 47 Klaviere, 2005), PIANISTE (Solo für Pianistin ohne Klavier, 2012) oder KONZERTEN (mit 55 Rekruten des Armeespiels Aarau, 2018). Ein weiteres Beispiel ist WINTERREISE (2019), das in der unbeheizten und eisigen Alten Reithalle in Aarau im Februar zur Aufführung kam und die physischen Bedingungen als integralen Bestandteil der Inszenierung nutzte.

Astride Schlaefli arbeitet auch gerne ortsspezifisch und entwickelt Projekte, die sich unmittelbar mit ihrem Aufführungsort auseinandersetzen. Beispiele dafür sind NACHTREISE (2016), eine Inszenierung im Garten und Keller des Theaters Winkelwiese in Zürich, oder SITCOM (2012), eine sechsteilige Performance im Stil einer Reality-TV-Serie, die im öffentlichen Raum stattfand.

Ein weiteres Beispiel ist HAPPY FOREVER  (2021), eine Installation im Keller des Palazzo Wyler. Sie bestand aus authentischen, zurückgelassenen Gegenständen ehemaliger Bewohner des Mehrfamilienhauses. Die Liegenschaft wurde im Anschluss an die Ausstellung aufgrund von Asbestbelastung abgerissen, wodurch das Projekt eine unerwartet endgültige Dimension erhielt.

Förderpreise

2020 | Reisestipendium der Landis & Gyr Stiftung
2013 – 2014 | Atelierstipendium des Kantons Bern für einen sechsmonatigen Aufenthalt in New York
2008 | Bourse Sonore 08 der Commission Culturelle Interjurassienne
2006 | 2. Preis beim PREMIO Wettbewerb mit Les Rituels barbares